Was in seiner Malerei auffällt, ist das Ereignis, das im Flug erfasste Bild, das Stück Poesie, das in seinem Lauf eingefangen wurde. Die Zeit scheint nur für einen Moment stillzustehen, undefinierbare Formen haben ihre Bewegung im Raum ausgesetzt, Amöben, Zellen, vage menschliche Silhouetten, man weiß es nicht, aber man versteht, dass alles mit dem Leben zu tun hat. In einem seiner seltenen Kommentare sagte Gaemperle: «Ich bin ein gegenständlicher, kein abstrakter Maler. Ich male einfach Formen, die man nicht zu sehen gewohnt ist. Malen ist eine Form der Reflexion durch den Pinsel».
Und es stimmt, dass er uns in unbekannte Gefilde führt, die uns schnell vertraut werden, so sehr drängen sie sich durch ihre ruhige Selbstverständlichkeit und die Kraft, die ihnen zugrunde liegt, auf. Kein Wunder, dass einer seiner Kollegen darin einen zeitgenössischen Klassizismus sah und ein anderer eine Ausdruckskraft, die an die Porträts von Bacon erinnert. All dies findet sich in seinen Gemälden, die ebenso frei in der Ausführung wie endgültig, konzentriert und wunderbar wesentlich sind.
Jean-Pierre Girod
«Man muß immer trunken sein»
Man muß immer trunken sein. Das ist alles, die einzige Lösung. Um nicht das furchtbare Joch der Zeit zu fühlen, das eure Schultern zerbricht und euch zur Erde beugt, müsset ihr euchberauschen, zügellos. Doch womit? Mit Wein, mit Poesie, oder mit Tugend? Womit ihr wollt, aber berauschet euch.
Und wenn ihr einmal auf den Stufen eines Palastes, im grünen Grase eines Grabens, in der traurigen Einsamkeit eures Gemaches erwachet, der Rausch schon licht geworden oder verflogen ist, so fraget den Wind, die Woge, den Stern, den Vogel, die Uhr,alles, was flieht, alles, was seufzt, alles, was vorüberrollt, singt, spricht, fraget sie: Welche Zeit ist es? Und der Wind, die Woge, der Stern, der Vogel, die Uhr werden euch antworten:
«Es ist Zeit, sich zu berauschen, um nicht die gequälten Sklaven der Zeit zu sein.Berauschet euch, berauschet euch ohne Ende mit Wein, mit Poesie, oder mit Tugend, womit ihr wollt»
Charles Baudelaire, 1821–1867